Empirische Studien belegen, dass es zwischen dem Wirtschaftswachstum und der Aktienmarktrendite eines Landes keine positive, sondern eine tendenziell sogar leicht negative Korrelation gibt. In keinem Land gibt es allerdings eine so ausgeprägt negative Korrelation wie in China. Nachdem die chinesische Führung 2009 gigantische fiskalpolitische Maßnahmen zur Wachstumsankurbelung ergriffen hatte, war sie in den folgenden Jahren gezwungen, die überhitzte Wirtschaft mit einer restriktiven Geldpolitik wieder abzukühlen. Gleichzeitig flossen ca. 50% des Privatvermögens in China in Immobilien, weniger als 10% in Aktien. Folge war eine grauenhafte Wertentwicklung am chinesischen Aktienmarkt vor dem Hintergrund einer gewaltigen Börsenhausse im Rest der Welt. Seit Mitte des letzten Jahres kühlt sich der Immobilienmarkt massiv ab und bremst das Wachstum der chinesischen Wirtschaft. Um eine zu starke, unerwünschte Abschwächung zu verhindern, begann die chinesische Zentralbank im letzten November mit der ersten Zinssenkung. Weitere Zinsschritte sind schon erfolgt bzw. werden noch kommen. In diesem Zeitraum stieg der chinesische Binnenmarkt (A-Shares) um ca. 75%. Chinesische Investoren verlagerten ihre Kapitalanlagen vom Immobilienmarkt bzw. damit korrelierten Kreditprodukten zum damals noch günstig bewerteten Aktienmarkt. In den letzten Monaten wurden wöchentlich ca. 1 Mio. neue Aktiendepots eröffnet. 20% der Aktienkäufe sind gehebelt, d.h. sie werden mit Kredit finanziert. Die KGV-Bewertung hat zwischenzeitlich Niveaus von ca. 17 erreicht.
Ist das eine Blase?
Die chinesische Führung sorgt sich in der Tat, lässt zahlreiche Neuemissionen zu und limitiert Wertpapierkäufe auf Pump. Vergleicht man die aktuelle Aktienmarktentwicklung mit der zwischen 2005 und 2007, stellt man fest, dass sich damals der Markt fast versechsfacht hat mit Bewertungen, die sogar den legendären Neuen Markt in Deutschland übertroffen haben. Das war eine Aktienblase! Die aktuelle Entwicklung ist nicht ungefährlich, aber sicherlich noch keine Blase. Zwischenzeitlich greift die Hausse dank Arbitrage auf den Hongkong-chinesischen Auslandsmarkt über (H-Shares). Kunden im Flexible Allocation/Dynamisch Total Return profitieren mit einem Exposure in Indexfonds von ca. 6% von dieser Entwicklung. Anlagen in China-Aktien sind jedoch nichts für schwache Kundennerven und defensive Depotvarianten.