Eine wackelige Startphase, gefolgt von einer Frühlingserholung mit US-Präsidentschaftswahlen am Horizont.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Das Jahr 2016 ist gemeint, aber viele sehen Parallelen zu den Jahren 2008 bzw. 2000, als die Aktienkurse im weiteren Jahresverlauf gelitten haben. Wenn Sie Angst vor einer Wiederholung haben, nur Mut – Ihr Gehirn gaukelt Ihnen was vor.
Investoren sind immer dabei, den letzten Krieg noch einmal zu führen. Das liegt in der Natur des Menschen! Die Suche nach einer Neuauflage der letzten Krise steckt bei uns in den Genen. Unser Gehirn betrachtet bekannte Chartmuster und andere Erscheinungen als Beweise für angeblich grundsätzliche, wiederkehrende Tendenzen. Weil die Aktienkurse vor den Wahlen 2000 und 2008 gesunken sind, nehmen viele an, die Abstimmungsergebnisse waren schlecht für die Börse – und erwarten 2016 das Gleiche. Weil Anfang 2016 wie Anfang 2008 aussieht, muss der weitere Verlauf des Jahres 2016 dem des Jahres 2008 ähneln. Der Instinkt will es so. Ist aber falsch. Der menschliche Instinkt ist auf das nackte Überleben, nicht auf die strategische Geldanlage ausgerichtet.
Seinen Instinkt zu ignorieren ist nicht leicht, aber notwendig. Vielleicht hilft diese einfache Regel dabei: Keine Korrelation ohne Kausalität! Ist A nicht aus eindeutigen Gründen ursächlich für B, dann ist es nur Zufall. Dabei haben Zufälle eine Vorhersagekraft von null.
Vielleicht haben die Wahlen 2000 bzw. 2008 die Stimmung kurz belastet, aber sie haben die Abschwung der Märkte nicht verursacht. Es gab andere, tiefere Gründe. Im Jahr 2000 war es die Dotcom-Blase, die im März geplatzt ist. Die euphorischen Anleger hatten die umgekehrte Zinsstrukturkurve bzw. den nachlassenden Leading-Economic-Index nicht bemerkt. Dass die meisten Dotcom-Unternehmen höchst defizitär und liquiditätsbedürftig waren, ist den Investoren ebenfalls entgangen. Im Jahr 2008 wurde eine weltweite Finanzkrise dadurch ausgelöst, dass ein hirnrissiger US-Rechnungslegungsstandard – FAS 157, auch als Mark-to-Market bekannt – rund 200 Milliarden US-Dollar an faulen Krediten in unnötige Wertberichtigungen in Höhe von knapp zwei Billionen Dollar gewandelt hat. Das Kapital und die Liquidität der betroffenen Banken wurden dabei vernichtet. In beiden Jahren waren die Wahlen nur ein Nebenschauplatz.
Chartmuster sagen für mich auch nichts aus. Die Vergangenheit hat keine Auswirkung auf die aktuelle Entwicklung der Aktienkurse. Die Börsen schauen nach vorn und preisen die wahrscheinlichsten Entwicklungen der nächsten drei bis 30 Monate ein. Ende 2015/Anfang 2016 sieht auch aus wie 2011/2012. Mai 2014 bis Dezember 2015 sah aus wie Mai 1997 bis Dezember 1998, aber bislang gibt es keine Ähnlichkeit zwischen 2016 und 1999. Kurz- und mittelfristige Kursentwicklungen sagen nichts über die weitere Börsentendenz aus. Die künftigen Fundamentaldaten aber schon, und sie sehen heute nicht aus wie im Jahr 2000 bzw. 2008.
Die Neigung zurückzuschauen entspricht einem Verhaltensfehler namens Rezenzeffekt. Wir Menschen überbewerten die jüngste Vergangenheit, glauben an Wiederholungen und lassen die weiter zurückliegende Historie außer Acht. Obwohl die Jahre 2000 bzw. 2008 schlecht waren, ist die Börsenentwicklung in den meisten anderen Wahljahren wunderbar verlaufen. Lassen Sie sich nicht von wenigen jüngeren Ereignissen verunsichern. In 82 % aller US-Wahljahre seit 1928 ist die Börse gestiegen. Die durchschnittliche Entwicklung beträgt 11,1%. Im Vorfeld der Wahlen schlagen die US-Aktien regelmäßig den weltweiten Markt, getrieben von der schwindenden Unsicherheit über die Kandidaten.
Bleiben Sie mutig !
Mit einem international breit diversifizierten Portfolio, wie unsere Fondsvermögensverwaltung, können Sie dem aktuellen Stress gelassen entgegen sehen.
In der folgenden Grafik sehen Sie die Entwicklung unseres ausgewogenen Portfolios „Profi Balanced Active“ seit dem Jahr 2010:
Mit freundlichen Grüßen aus Degerloch
Ihr
Tilmann Speck
Quellen: Gruener & Fischer, Finanzinvest, Plan F