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Geldanlage in Gold oder Rohstoffe?

von | 26.07.2016

Ist es Zufall, dass der Goldpreis in den Tagen nach dem Brexit-Votum zwischenzeitlich um mehr als 100 US-Dollar pro Feinunze gestiegen ist? Nein. Unsicherheit vor politischen Entwicklungen hat schon immer den Goldpreis nach oben getrieben. Gold gilt als Krisenwährung. Es ist eine Art Mystik, die das Edelmetall umgibt. Dass es für so wertvoll gehalten wird, hängt vor allem damit zusammen, dass es so wenig davon gibt. Würde man alles Gold dieser Erde zu einem großen Würfel zusammenschmelzen, hätte dieser Würfel gerade einmal eine Kantenlänge von 20 Metern. Das ist wahrlich nicht viel.
 
Trifft Knappheit auf große Nachfrage, schnellen die Preise nach oben. Das ist nicht nur bei Gold so. Deshalb kann Gold auch schnell zur Spekulationswährung werden. Steigt der Goldpreis – aus welchem Grund auch immer – einmal deutlich an, kann es dazu kommen, dass sich Anleger allein vom Kursanstieg angezogen fühlen und selbst investieren. Es kann eine sich selbst erfüllende Prophezeiung werden, die jedoch allein auf der Hoffnung beruht, dass ein Stück Edelmetall morgen mehr wert ist als heute. Objektive Kriterien für diese Annahme gibt es niemals. Denn ein Goldbarren bleibt immer derselbe Goldbarren. Er wird nicht veredelt, größer oder klüger. Er produziert nichts und wirft weder Zinsen noch Dividenden ab. Gold wird – im Gegensatz zu Silber oder anderen Rohstoffen – hauptsächlich gehortet und in der Industrieproduktion wenig verbraucht. Deshalb ist der Goldpreis auch nicht von konjunktureller Entwicklung abhängig, sondern nur von Angebot und Nachfrage, Angst oder Gier.
Deshalb kann Gold in einem Depot zwar Sinn machen. Zum Beispiel als Schutz vor Papiergeldinflation. Aber Gold allein taugt nicht zum langfristigen Vermögensaufbau. Denn manchmal sinkt der Goldpreis einfach nur deshalb, weil die Nachfrage sinkt.
Auch Rohstoffe wie beispielsweise Agrarrohstoffe, Industriemetalle oder Energie sind für einen langfristigen Vermögensaufbau nicht geeignet. Das hat vor allem markttechnische Gründe: Beim Rohstoffhandel werden nicht die Rohstoffe selbst, sondern die Optionen für
bestimmte Preise von Rohstoffen zu einem bestimmten Termin gehandelt. Je näher dieser Termin rückt, desto weniger Aufpreis müssen Anleger für den jeweiligen Zeitwert einer Option bis zu diesem Termin zahlen. Rohstoff-Optionen verlieren also mit größerer Wahrscheinlichkeit im Laufe der Zeit an Wert als dass sie an Wert gewinnen.
 
Deshalb spielen Investoren mit Optionen immer gegen die Zeit. Manchmal haben sie damit Glück. Meistens verlieren sie. Selbst professionelle Trader versuchen vor allem, die häufigeren Verluste zu begrenzen und die weniger häufigen Gewinne zu maximieren. Es ist ein riskantes Business mit eigenen Regeln. Es ist aber definitiv kein Business für Privatanleger, die damit langfristig Vermögen aufbauen wollen.
Wer langfristig denkt und handelt, investiert dagegen regelmäßig in etwas, das Gewinne erzielt, im Wert tendenziell eher steigt und Dividenden oder Zinsen abwirft. Etwas, das im besten Sinne einen Mehrwert schafft, Innovationen vorantreibt, die Wirtschaft stärkt und für mehr Wohlstand und Fortschritt sorgt. Ein breit diversifiziertes Aktien- und Anleihedepot erfüllt diese Bedingungen. Gold und Rohstoffe nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Tilmann Speck

Quellen: vamoo, Plan F