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Das britische Pfund und der Umgang mit Währungsschwankungen

von | 21.10.2016

Seit der Abstimmung Großbritanniens für den Austritt aus der Europäischen Union ist das britische Pfund stark gefallen – gegenüber dem Euro auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren und seit 30 Jahren gegenüber dem US-Dollar. Auch in der Vergangenheit waren Währungen volatil und unvorhersehbar. Doch müssen sich Anleger mit einem globalen Portfolio dadurch keine Sorgen machen.
Britisches Pfund im Vergleich zum Euro – die letzten 12 Monate:
 

Die komplexen Auswirkungen von Währungsschwankungen lassen sich nur sehr schwer quantifizieren. Zum Beispiel kann ein schwächeres Pfund für britische Exporteure von Vorteil sein. Für ausländische Unternehmen, die ihre Waren im Vereinigten Königreich verkaufen, kann dies jedoch von Nachteil sein. Unter sonst gleichen Bedingungen zählen Anleger im britischen Pfund, deren internationale Anlagen nicht wechselkursabgesichert sind, wahrscheinlich zu den Gewinnern. Europäische Anleger mit nicht wechselkursabgesicherten Anlagen im Vereinigten Königreich hingegen möglicherweise zu den Verlierern.
Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass sich Währungsschwankungen auf kurz- und mittelfristige Sicht kaum vorhersagen lassen, jedenfalls nicht mit der für Investmententscheidungen nötigen Verlässlichkeit. Aus diesem Grund sollten sie auch keinen wesentlichen Einfluss auf die Entscheidungen von Anlegern haben. Anlagen in Währungen unterscheiden sich von Aktien und Anleihen dadurch, dass sie keine Zinsen oder Gewinne abwerfen¹. Daher liefern sie langfristig gesehen auch keine positiven erwarteten Renditen. Zwar können mit Währungsgeschäften Gewinne erzielt werden, doch ist dies äußerst spekulativ und die durchschnittlichen Währungsrenditen unterscheiden sich statistisch nicht von Null².
Daher versuchen wir erst gar nicht, Währungsschwankungen vorherzusagen. Dennoch beobachten wir aufmerksam, wie sich Währungen auf die Wertentwicklung und die Merkmale Ihres Portfolios auswirken. Wir tun dies, da wir die Vorteile einer breiten Diversifikation und die verstärkten Chancen schätzen, die globale Aktien und Anleihen bieten.
US-Dollar im Vergleich zum Euro – die letzten 12 Monate:
 
Oft möchten Anleger versuchen, die Volatilität ihres Portfolios durch eine Absicherung gegen Währungsschwankungen zu verringern. Dies wäre in etwa vergleichbar mit einer Wechselstube, die Ihre nicht verwendete Fremdwährung zum demselben Kurs zurückkaufen würde, zu dem sie sie Ihnen zuvor verkauft hat.
Unserer Ansicht nach hängt die Wechselkursabsicherung von der Anlageklasse und dem Ziel der Investmentstrategie ab. Die Volatilität globaler Aktien wird durch eine Absicherung des Wechselkurses jedoch üblicherweise kaum reduziert. Aktien sind volatiler als Währungen. Daher wird die Volatilität eines lobalen Aktienportfolios, das nicht gegen Wechselkursschwankungen abgesichert ist, üblicherweise von der Volatilität der zugrunde liegenden Aktien dominiert, nicht von Währungsschwankungen.
Bei globalen Anleihen ist die Wechselkursabsicherung jedoch ein effektives Mittel, um die Volatilität von Renditen zu verringern. Währungsrenditen sind volatiler als die Renditen von Anleihen mit hoher Bonität. Ohne eine Absicherung gegen Währungsschwankungen dominiert in Anleihenportfolios daher die Währungsvolatilität.
Aus diesem Grund sichern wir unsere globalen Anleihenstrategien grundsätzlich gegen Währungsschwankungen ab mit dem Ziel, die Volatilität zu verringern. Bei unseren internationalen Aktienstrategien können wir jedoch keine vergleichbare Volatilitätsreduktion beobachten und sichern daher in den meisten Fällen nicht gegen Wechselkursschwankungen ab.
Ich freue mich von Ihnen zu hören.
Ihr Tilmann Speck


¹Siehe z.B. folgende Arbeiten:
Meese, Richard A. und Kenneth Rogoff. 1983. “Empirical Exchange Rate Models of the Seventies: Do They Fit Out of Sample?” Journal of International Economics 14 (1): 3 – 24.
Lustig, Hanno, Nikolai Roussanov, und Adrien Verdelhan. 2011. “Common Risk Factors in Currency Markets.” The Review of Financial Studies 24 (11): 3731 – 3777.
Rogoff, Kenneth und Vania Stavrakeva. 2008. “The Continuing Puzzle of Short Horizon Exchange Rate Forecasting.” NBER Working Paper Nr. 14071.
²Lacaze, Nathan und Meyer-Brauns, Philipp, PhD. 2015. „Strategy in Practice – Wechselkursabsicherungen” Dimensional Fund Advisors