Am 08. November 2016 werden die US-Amerikaner zu den
Wahlurnen gehen, um den nächsten Präsidenten der USA
zu wählen. Das Wahlergebnis ist noch ungewiss. Eines ist
jedoch sicher: Experten und Prognostiker werden auch
in den kommenden 2 Wochen kontinuierlich ihre Meinung
darüber äußern, wie sich das Ergebnis der Wahl auf den
Aktienmarkt auswirken wird. Wie wir nachfolgend
erläutern, wäre es für Anleger jedoch besser, sich nicht
aufgrund derartiger Vorhersagen in Versuchung führen
zu lassen und ihren langfristigen Investmentplan signifikant
zu ändern.
Langfristig gesehen hat
der Markt erhebliche
Renditen erzielt – ganz
gleich, in welcher Hand die
Regierungsgewalt lag.
KURZFRISTIGER WERTPAPIERHANDEL UND DIE
ERGEBNISSE VON PRÄSIDENTSCHAFTSWAHLEN
Anleger die versuchen, den Markt vorherzusagen,
verlieren dabei häufig. Aktuelle Marktpreise bieten
einen minutengenauen Schnappschuss der aggregierten
Erwartungen sämtlicher Marktteilnehmer. Dazu gehören
auch die Erwartungen in Bezug auf die Ergebnisse und
Auswirkungen von Wahlen. Unerwartete zukünftige
Ereignisse – die eine Überraschung für die Marktteilnehmer
darstellen – können zukünftige Preisänderungen auslösen.
Doch können Anleger zum jetzigen Zeitpunkt nicht
vorhersagen, wie diese Überraschungen aussehen könnten.
Daher ist es schwierig, wenn nicht sogar unmöglich,
systematisch von der Identifizierung fehlbepreister
Wertpapiere zu profitieren. Daraus lässt sich ableiten,
dass es Anlegern wahrscheinlich keinen Vorteil bringt,
die Entwicklung des Aktienmarktes im Anschluss an eine
Präsidentschaftswahl vorhersagen zu wollen.
Abbildung 1 stellt die Frequenz monatlicher Renditen
des S&P 500 Index von Januar 1926 bis Juni 2016 dar (in
1%-Schritten). Jeder waagerechte Strich stellt einen Monat
dar, jeder senkrechte Balken zeigt die gesamte Anzahl an
Monaten, in denen die Rendite innerhalb einer bestimmten
Bandbreite von 1% lag (z.B. zeigt der höchste Balken alle
Monate, in denen die Rendite zwischen 1% und 2% lag).
Die blauen und roten waagerechten Linien stellen Monate
dar, in denen eine Präsidentschaftswahl stattfand. Rot
entspricht einem Sieg der Republikaner, blau einem Sieg
der Demokraten. Diese Grafik verdeutlicht, dass die
Renditen in Wahlmonaten ganz klar innerhalb der
typischen Bandbreite von Renditen lagen – ganz gleich,
welche Partei den Wahlsieg errang.
LANGFRISTIGES INVESTIEREN:
MARKTAUFSCHWÜNGE UND -ABSCHWÜNGE ≠
DEMOKRATEN UND REPUBLIKANER
Vorhersagen über den Ausgang von Präsidentschaftswahlen
und die nachfolgenden Auswirkungen auf den Aktienmarkt
konzentrieren sich häufig darauf, welche Partei oder
welcher Kandidat langfristig „besser für den Markt“ sei.
Abbildung 2 zeigt das Wertwachstum eines US-Dollars,
der über neun Jahrzehnte und 15 Präsidentschaften (von
Calvin Coolidge im Jahr 1923 bis Barack Obama im Jahr
2009) in den S&P 500 Index investiert war.
Diese Daten lassen erkennen, dass es kein offensichtliches
Muster für die langfristige Entwicklung des Aktienmarktes
gibt, welches von der regierenden Partei im Weißen Haus
abhängt. Die wichtigste Erkenntnis daraus ist vielmehr, dass
der Markt langfristig erhebliche Renditen erzielt hat, ganz
gleich, in welcher Hand die Regierungsgewalt lag.
SCHLUSSFOLGERUNG
Aktienmärkte können Anleger dabei unterstützen, ihr
Vermögen zu vermehren. Investmenst sind jedoch ein
langfristiges Unterfangen. Wenn Sie Anlageentscheidungen
anhand des Ergebnisses einer Präsidentschaftswahl
treffen, ist es unwahrscheinlich, dass Sie zuverlässige
Überschussrenditen für Ihre Kunden erzielen werden. Falls
Sie mit einer derartigen Strategie ein positives Ergebnis
erzielen, ist dies im besten Fall ein glücklicher Zufall. Im
schlimmsten Fall kann es sich jedoch als teurer Fehler
herausstellen. Anleger sollten sich daher auf Ausdauer
und eine geeignete Portfoliostruktur verlassen, um
Anlagerenditen zu erzielen, anstatt Marktentwicklungen
vorhersagen zu wollen.
Mit freundlichen Grüßen
Tilmann Speck
Quellen: Dimensional Issue Brief – Der Zusammenhang zwischen US-Präsidentschaftswahlen und dem Aktienmarkt, Oktober 2016