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Die 200-Tage-Linie als Maß aller Dinge

von | 20.05.2015

Erfahrene Anleger wissen schon lange über die Bedeutung der 200-Tage-Linie
Die 200-Tage-Linie gehört wohl zu den einfachsten und bekanntesten Hilfsmitteln der Charttechnik. Der ursprüngliche Zweck des Indikators bestand darin, die oft wilden Kursschwankungen von Aktien oder Indizes zu glätten, damit der große Trend besser sichtbar wird.
Simple Berechnung
Das zeigt schon die Berechnung: In ihrer einfachen Form wird die 200-Tage-Linie ermittelt, indem für jeden Tag das arithmetische Mittel der Schlusskurse der vergangenen 200 Handelstage berechnet wird und anschließend die einzelnen Durchschnittskurse miteinander verbunden werden.
Diese Linie beschreibt also den gleitenden Durschschnitt der vergangenen 200 Börsentage. Damit läuft sie den Kursen quasi hinterher und gehört daher zur Gruppe der trendfolgenden Indikatoren.
„The trend is your friend“
Diese finden in der Charttechnik von jeher große Beachtung, schließlich lautet die wohl wichtigste Regel der technischen Analyse: „The trend is your friend.“

Oder, um es mit dem Experten Wieland Staud von Staud Research zu sagen: „Die richtig großen Gelder werden nicht im täglichen Rein und Raus verdient, sondern beim konsequenten Abreiten langer Trends.“
Bestechend einfache Regel
Doch was bedeutet das im Falle der 200-Tage-Linie genau? Die Faustregel lautet: Klettert der beobachtete Index oder die ausgewählte Aktie über den gleitenden Durchschnitt, der in diesem Fall als Widerstandslinie fungiert, dann heißt es kaufen. Anleger können davon ausgehen, dass der Kurs weiter steigt. Durchbricht hingegen der Kurs die 200-Tage-Linie, die in diesem Fall eine Unterstützungslinie darstellt, von oben nach unten, dann heißt es verkaufen. Der Kurs dürfte weiter fallen. Viele Anleger dürften sich nun fragen, warum man ausgerechnet den gleitenden Durchschnitt der vergangenen 200 Tage beobachtet – und nicht etwa die 137-Tage-Linie. Ganz einfach deshalb: In Rückrechnungen hat sich die 200-Tage-Linie als besonders valider Indikator erwiesen.


Kauf- und Haltephasen des MSCI-World Index seit 1995:
Gefahr von Fehlsignalen
Weil sie selbst fundamental ausgerichteten Marktteilnehmern geläufig ist, ist schon allein die psychologische Wirkung der 200-Tage-Linie enorm groß. Zudem besticht sie im Gegensatz zu vielen anderen technischen Hilfsmitteln durch ihre große Einfachheit.
Diesen Vorteilen stehen aber auch Nachteile gegenüber: Die Gefahr von Fehlsignalen etwa ist bei dieser Strategie nicht zu verachten, häufig greift sie einfach zu kurz. So überwand der Dax Anfang 2002 die 200-Tage-Linie nur kurz, um dann wieder zurückzufallen.
Deshalb sollte erst bei einem nachhaltigen Durchbruch der 200-Tage Linie gehandelt werden.
Transaktionskosten nicht vergessen
2010 hatte der Dax etwa im Mai, Juli und August die 200-Tage-Linie kurzfristig von oben nach unten durchbrochen – nur um sie wenige Tage später wieder zurückzuerobern. Anleger, die sich strikt an der 200-Tage-Linie als Signalgeber für Kaufen oder Verkaufen orientiert hätten, müssten je nach Broker teils hohe Transaktionskosten bezahlen, die wiederum den Gewinn schmälern.
Darüber hinaus ist diese Strategie äußerst aufwändig. So kann es durchaus sein, dass Investoren in einem schwankungsfreudigen Jahr im Schnitt mehrere Male pro Jahr zum Handeln gezwungen sind.
Bitte mit mehr Raffinesse!
Viele technische Analysten wenden daher eine verfeinerte, raffiniertere Variante der oben erläuterten Strategie an. Einfach nur zu kaufen oder verkaufen je nachdem, ob ein Kurs ober- oder unterhalb der 200-Tage-Linie notiert, ist ihnen zu pauschal. Auch die Richtung der Linie muss beachtet werden, um einen klaren Trend auszumachen.
Steigt demnach die 200-Tage-Linie nach einer Baisse wieder an und der Kurs notiert darüber, dann ist dies ein klares Kaufsignal. Dies war rückblickend etwa 1999, 2003 und 2009 der Fall. Die lange Hausse zwischen 2003 und 2008 hätten Investoren somit in voller Gänze mitgenommen.
Gewinne mit fallenden Kursen
Dreht die 200-Tage-Linie hingegen nach einer Hausse wieder nach unten und der Kurs notiert darunter, dann heißt es verkaufen. Anleger, die dieser Regel gefolgt wären, wären Ende 2000 und Anfang 2008 aus dem Markt ausgestiegen.
Damit hätten sie nicht nur die schlimmsten Kurseinbrüche nach dem Platzen der Dotcom-Blase und nach Ausbruch der Finanzkrise vermieden.
Umsetzung im Rahmen der Plan F Fonds-Vermögensverwaltung

  • Im Rahmen der Fondsvermögensverwaltung kennen Investoren keine Transaktionskosten. Damit hat die Häufigkeit der Käufe und Verkäufe keinen Einfluss auf die Performance.
  • Gehandelt wird nur bei einem nachhaltigen Durchbruch der 200 Tage- Linie um Fehlsignale möglichst zu vermeiden.
  • Durch ein jährliches Rebalacing*** zum 31. Januar wird ein verbessertes Chance-/Risikoverhältnis erreicht.
  • Investiert wird in ein Portfolio von Assetklassen-Fonds.
  • Die maximale Aktienquote liegt bei 80%

Rebalancing:
Im Rahmen des Rebalacings wird eine Zielaktienquote festgelegt, die wir bei Abweichungen durch die Kursentwicklung konsequent wiederherstellen. Dieser Ansatz kommt lediglich ganz ohne Einschätzungen der Marktrichtung und der Bewertung aus. Zahlreiche Analysen können den langfristigen Mehrwert in Form von reduzierten Schwankungen und Mehrertrag nachweisen.
Modellrechnung über 20 Jahre
Verglichen werden zwei identische aktienorientierte Ausgangsportfolios . Während beim Portfolio „buy and hold“ kein Handel/Management stattfindet, wird beim Portfolio „ Plan F Rebalacing“ jedes Quartal ein Rebalacing durchgeführt und an der 200-Tages-Linie gekauft/verkauft.
Ergebnis:
Neben dem deutlich besseren Ergebnis, sind zwei weitere Punkte auffallend:

  • Investoren müssen immer wieder mit Phasen von mehreren Jahre rechnen, bei denen das Portfolio keinen Ertrag erwirtschaftet.
  • Größere, nachhaltige Verluste können verhindert werden.

Tilmann Speck, Plan F GmbH, Mai 2015
Quellen: eigene Berechnungen, Angela Göpfert (ARD)