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Die Folgen der Schuldenfalle

von | 17.07.2015

Der Euro war von Anfang an eine Fehlkonstruktion und zahlreiche Fachleute haben deutlich darauf hingewiesen. Fakt ist, dass eine effektive Währungsunion ohne funktionierende Fiskalunion auf Dauer nahezu unmöglich ist. Dem steht aber der Wunsch nach nationaler Souveränität entgegen. So hat man sich von Anfang an nicht an die Abmachungen aus den Maastricht-Verträgen gehalten. Trotzdem hat man durch die Aufnahme immer weiterer „Peripherieländer“ in die Währungsunion die Probleme noch verschärft.
Was lief schief in Griechenland?
Das kleine Land hat nur einen Anteil von 2,5% an den gesamten Staatsschulden in Europa, die sich auf insgesamt 12.500 Mrd. Euro belaufen! Da die Griechen aber zu Reformen – wie zum Beispiel dem Aufbau einer effizienten Steuer- und Finanzverwaltung – völlig unfähig sind, hat man sie zu Ausgabenkürzungen gezwungen. Ein Effekt, der zu einem drastischen Rückgang der Wirtschaftsleistung und damit zu einem weiteren Anstieg der Verschuldung geführt hat. Dieses Phänomen ist vielleicht nicht den Politikern, wohl aber unter Ökonomen allgemein als „Bilanzrezession“ bekannt.

Kommen wir zu dem eigentlichen Problem, der Entwicklung der Staatsverschuldung im Allgemeinen. Nach der schweren Finanzkrise von 2008 ging man davon aus, dass die Staaten die Lektion gelernt haben und ihre Schulden abbauen würden. Das Gegenteil ist geschehen. Allein die Staatsschulden haben sich seit 2007 weltweit von 33 Billionen auf 59 Billionen Dollar erhöht. Eine schwindelerregende Summe, die jede Vorstellungskraft übersteigt. Damit wurde Geld abgesaugt, das alternativ für Investitionen oder Konsum zur Verfügung gestanden hätte. Die steigende Staatsverschuldung würgt also das Wirtschaftswachstum ab und nicht umgekehrt. Trotzdem wird weiter die Mär verbreitet, dass das schwache Wachstum ursächlich für die steigende Staatsverschuldung sei. Zu einer solchen Entwicklung konnte es nur kommen, weil die meisten Staaten seit Jahrzehnten über ihre Verhältnisse leben. Höhere Schulden sind ein süßes Gift und weit weniger schmerzhaft als Ausgabenkürzungen oder Steuererhöhungen. Doch jetzt sitzt man in der Schuldenfalle. Aus den Schulden heraus zu wachsen durch ein höheres Wirtschaftswachstum funktioniert genauso wenig wie eine Reduzierung der Belastungen über Sparprogramme. Was bleibt, sind kreative Gestaltungen bei der Steigerung der Staatseinnahmen wie zum Beispiel mit der Reform der Erbschaftssteuer. Schuldenschnitte und Vermögensabgaben werden künftig unvermeidlich sein. Staatsfinanzierung über die Notenbanken ist ebenfalls zu einem allgemein gebräuchlichen Instrument geworden. Es ist nur eine Frage der Zeit bis aufgrund der heiß laufenden Notenpresse das derzeit noch hartnäckig disinflationäre Umfeld in deutlich steigende Inflationsraten umschlägt. Auch eine Möglichkeit, die Schulden loszuwerden. Im Augenblick setzt man noch darauf, durch die Nullzinspolitik der Zentralbanken die Schuldentragfähigkeit der Staaten aufrecht zu erhalten. Was dies für den Anleger bedeutet, ist schwer abzuschätzen, da es keine historischen Parallelen für eine solche Entwicklung gibt.
Wenn die Zinsen dauerhaft so niedrig bleiben, könnte dies zu einem höheren Bewertungsspielraum für Aktien führen. Zumal auch in Europa und Asien die Zahl der Aktienrückkäufe deutlich steigen könnte, denn die Unternehmen schwimmen in Liquidität. Allein in den EMEA-Ländern (Europa, Naher Osten, Afrika) halten Unternehmen des Nichtfinanzsektors Ende 2014 über 870 Mrd. € an liquiden Mitteln – 69% mehr als 2008.

Doch wo soll man investieren?

Wir bevorzugen Länder und Regionen, in denen sich die Regierungen bemühen, Wohlstand zu schaffen und nicht nur bestehenden Wohlstand zu verteilen. Und in denen entsprechend auch eine positive Aktienkultur entstehen kann. Natürlich sollten auch die Aussichten für Wirtschaftswachstum und steigende Unternehmensgewinne vorhanden sein. Und die Aktienmärkte sollten eine moderate Bewertung aufweisen. Diese Rahmenbedingungen sind derzeit vor allem in Asien gegeben.
Drei langfristig interessante Anlagechancen
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[su_spoiler title=“1. Japan“ style=“fancy“] Steigende Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft Das Land leidet seit vielen Jahren an einer hartnäckigen Deflation. Im Gefolge sind die Lohnstückkosten seit 2000 um 14,8% gefallen. Zusammen mit der deutlichen Abwertung des Yen verbessert dies die internationale Wettbewerbsfähigkeit enorm. Die Unternehmensgewinne steigen entsprechend deutlich und auch die Gewinnerwartungen werden nach oben geschraubt. Die Bank of Japan flutet die Märkte mit Liquidität. So finanziert sie über den Kauf von Regierungsanleihen bereits 85% der neuen Staatsausgaben. Anders als in Europa zwingt man die Pensionskassen, einen guten Teil ihrer Anleihebestände in Aktien umzuschichten. Denn der Regierung ist klar, dass man mit mickrig verzinsten Staatsanleihen die Altersvorsorge einer vergreisenden Bevölkerung nicht mehr gewährleisten kann. Offizielles finanzpolitisches Ziel ist es, wieder mehr Inflation zu schaffen. Damit will man die Unternehmen dazu bringen, ihre riesigen Liquiditätspolster für Investitionen, Aktienrückkäufe und Dividendenerhöhungen einzusetzen. Auch die Bevölkerung, die 18 Billionen Dollar an Bargeld hortet, soll dadurch zu Konsum und Aktienkäufen animiert werden. Das alles bietet viel Fantasie! [/su_spoiler]
[su_spoiler title=“2. China“ style=“fancy“] Neue Chancen durch Börsenkorrektur In der europäischen Finanzpresse wird hämisch und in epischer Breite über den „Crash“ chinesischer Aktien und das vorhersehbare Platzen der „Hausfrauenhausse“ berichtet. Richtig ist, dass der CSI300-Index, der die wichtigsten AAktien an den Inlandsbörsen in Shanghai und Shenzhen umfasst, seit Mitte letzten Jahres von 2100 Punkte auf 5350 Punkte (+155%) gestiegen ist und inzwischen wieder auf 4100 Punkte korrigiert hat – was immer noch einem Anstieg von fast 100% entspricht.
Nicht richtig ist, dass dieser Markt mit einem geschätzten Kurs/Gewinn-Verhältnis von 15,5 in 2015 exzessiv überbewertet ist. Wir haben die Übertreibungsphase im CSI300-Index genutzt, um unser Engagement deutlich um circa zwei Drittel zu reduzieren. Bei einer anhaltenden Korrektur würden wir gerne wieder Neuengagements tätigen, allerdings eher im MSCI China. Dieser Index umfasst 150 große Blue Chips und ist mit einem KGV von 12 bewertet. Größtes Gewicht hat der Technologiewert Tencent Holding mit rund 10%. Warum wir für China langfristig sehr positiv gestimmt sind: ¬ Nach Jahren einer extrem restriktiven Notenbankpolitik hat die Peoples Bank of China (PBoC) auf expansiv geschaltet mit deutlichen Zinssenkungen und anderen geldpolitischen Maßnahmen. Die schwächelnde Wirtschaft soll stimuliert werden. Chinas Regierung hat großes Interesse daran, dass die Börse boomt. Die Chinesen sollen ihre brachliegenden Spareinlagen zum Teil in Aktien investieren. Die Sparquote ist mit bis zu 50% sehr hoch und umfasst 20 Billionen Dollar Bargeld. ¬ China stellt nur 1,7% der weltweiten Börsenkapitalisierung, aber 15% der Wirtschaftsleistung. Die Unternehmensverschuldung ist seit dem Jahr 2000 (83% vom BSP) bis 2014 (125% vom BSP) zwar deutlich angewachsen, ist jedoch gemessen an der Ertragskraft moderat (siehe Grafik). Außerdem ist der Staat nur gering verschuldet mit 55% vom BSP und die meisten großen Unternehmen stehen unter Staatseinfluss. ¬ China verfügt nach wie vor über eine positive Zahlungsbilanz und rund 4000 Mrd. $ Devisenreserven. ¬ China verzeichnete in den letzten drei Quartalen rund 413 Mrd. $ an Kapitalabflüssen. Der Markt ist sauber. ¬ China unternimmt massive Anstrengungen zur Stärkung industrieller Strukturen, vor allem im unterentwickelten Landesinnern. Dabei erfolgt eine deutliche Hinwendung zu höher entwickelten Branchen – zum Beispiel aus dem High-Tech-Bereich. ¬ Bisher besitzen nur 100 von 1000 Chinesen ein Auto. In Deutschland sind es 600. Allerdings verlangt die Regierung zunehmend, dass die im Land verkauften Produkte auch vor Ort produziert werden, und stärkt so die heimische Wirtschaft. Trotz massiver Lohnsteigerungen in den letzten Jahren liegt das durchschnittliche Lohnniveau in der Fertigung aktuell nur bei 12% des US-Niveaus.

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[su_spoiler title=“3. Öl- und Rohstoffaktien“ style=“fancy“] Neue Verkaufswelle! Energie- und Minenaktien sind im Berichtsmonat noch einmal stark unter die Räder gekommen. Dies hat im Wesentlichen zwei Ursachen. Zum einen haben die wichtigsten Industrienationen der Welt auf ihrem G7-Treffen auf Schloss Elmau beschlossen, bis zum Jahr 2100 vollständig auf Kohle, Gas und Öl zu verzichten. Große institutionelle Anleger wie der norwegische Staatsfonds tragen sich deshalb mit dem Gedanken, sich von Aktien der entsprechenden Gesellschaften (insbesondere von Kohleproduzenten) zu trennen. Das belastet. Zum anderen wird wegen ders Kurseinbruchs in China befürchtet, dass sich das Wirtschaftswachstum bei diesem wichtigsten Öl- und Rohstoffimporteuer abschwächt.
Als Folge gaben die Preise in diesem Sektor deutlich nach. Der Ölpreis fiel um mehr als 10 Prozent und auch Industriemetalle wie Kupfer notieren schwach. Wir sehen bei weiter rückläufigen Kursen reizvolle antizyklische Chancen für einen schrittweisen Einstieg in ausgewählte Aktien aus diesem Bereich, rechnen aber nicht mit einer schnellen Erholung. Liquiditätsmanagement. weiteren Kursrückschlägen antizyklisch Neuengagements zu attraktiven Bewertungen einzugehen. [/su_spoiler]
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Quelle: Peter E. Huber , Plan F Research