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Geldanlage: Aktuelle Einschätzung der Kapitalmärkte

von | 14.09.2015

Auf den ersten Blick betrachtet scheinen die Aktienmärkte rund um den Globus den jüngsten Kursrutsch schon wieder verdaut zu haben! Allerdings ist es fraglich, ob die Börsen bereits die innere Kraft für einen erneuten dynamischen Aufschwung haben.
So sind die Volatilitätsindizes wie der VDAX noch immer in einem kritischen Bereich, der die anhaltend hohe Nervosität unter den Anlegern erkennen lässt. Dennoch konnte der Kursrutsch an den Börsen die immer noch vorhandene Grundüberzeugung der Anleger für weitere Kursgewinne an den Aktienmärkten kaum erschüttern, wie die sentix-Analysten auf Basis der jügsten Umfragewerte feststellten.
Problematisch ist dieses Mal jedoch die Tatsache, dass diese positive Grundüberzeugung einher geht mit rückläufigen Konjunkturerwartungen für alle Regionen auf der Welt. Der Grund für die schier unerschütterliche, positive Überzeugung der Anleger ist schnell gefunden. Anleger haben
in den letzten Jahren gelernt, dass immer wenn es kritisch wird an den Aktienmärkten die mit Dollar-, Yen- oder Euro-Noten nur so um sich schmeißenden Notenbanken als verlässliche Helfer in Aktion treten.
Wie ein Pawlowscher Hund wurden die Anleger von den Notenbanken geradezu dressiert, jeden Rücksetzer an den Aktienmärkten blind zum Kauf zu nutzen. Und siehe da auch dieses Mal scheint dieses Spiel erneut zu funktionieren, denn die EZB deutete bei ihrer letzten Sitzung eine Ausweitung ihres Anleihekaufprogramms an. Andererseits scheinen sich die Verantwortlichen der amerikanischen Notenbank Fed längst nicht mehr einig zu sein, ob ihre drei QE-Programme tatsächlich die erhoffte Wirkung auf Konjunktur und Inflation entfalten konnten.
MSCI World Index über 5 Jahre:

Grundsätzlich muss hinterfragt werden, ob der Fokus der Notenbankpolitik auf ein avisiertes Inflationsziel sinnvoll ist! Bei der Bekämpfung von Inflation agierten die Notenbanken historisch betrachtet recht erfolgreich. Andererseits bewiesen sie beim Versuch, eine zu niedrige Inflationsrate effektiv zu verhindern, bislang kein glückliches Händchen. Japan ist hierfür das beste Beispiel. Es ist allseits bekannt, dass Notenbanker nichts mehr fürchten als eine sich nachhaltig ausbreitende Deflation. Droht ein sinkendes Preisniveau wird monetär massiv gegengesteuert. Es werden Zinsen gesenkt und notfalls auch enorme Anleihekaufprogramme gestartet. Das hat in den USA nicht den erwünschten Erfolg gebracht und auch Japan sowie die Eurozone blieben bislang erfolglos.
Inflation in der Wirtschaft wurde damit nicht erreicht. Dafür allerdings auf den Anlagemärkten rund um den Globus. Dabei scheinen die Rentenmärkte besonders von der Liquiditätsflut der Notenbanken profitiert zu haben, was zu einem eklatant schlechten Chance-/Risikoverhältnis führte. Auch an den Immobilienmärkten macht sich das billige Geld in teilweise exorbitant steigenden Preisen bemerkbar.
Auch die Preise für Kunst oder Oldtimer, um zwei weitere Beispiele zu nennen, kannten nur eine Richtung, nach oben! Nun, auch an den Aktienmärkten lassen sich vereinzelt Preisblasen erkennen. Das Problem dabei ist, dass Blasen irgendwann platzen werden und dann für schmerzhafte Verluste bei den Anlegern sorgen. Hier lässt sich dann auch die Brücke zu dem oben zitierten Songtitel der Prinzen schlagen. Während die Gewinne der Hausse privatisiert werden sind die Verluste dann meist von der Allgemeinheit zu tragen. Demnach wäre es besser, die Notenbanken würden sich von ihrer aggressiven Geldpolitik verabschieden, denn sie gefährden damit die Stabilität des Finanzsystems. Denn dieses ist wichtiger als ein nicht steigendes Preisniveau.

QUELLE: PLAN F | GREIFF CAPITAL | 10.09.2015