„Meinungen statt Fakten“ ist oft teuer
Acht Monate sind in 2016 absolviert und bereits jetzt lässt sich bilanzieren: 2016 wird als ein Jahr der Fallen und der großen Herausforderungen in die Börsengeschichte eingehen. Aus Sicht eines europäischen Anlegers ergibt sich ein gemischtes Bild: Der US-Leitindex S&P 500 befindet sich auf Allzeithoch, europäische Aktienindizes kämpfen dagegen um Anschluss. Geprägt von zwischenzeitlichen Korrekturen und der – nur kurz anhaltenden – Schockwirkung durch den Brexit klopft der DAX nun erstmals im August an das erreichte Vorjahresendniveau an. Neuer Optimismus? Noch nicht wirklich. 2016 ist ein Jahr der Herausforderungen, Geduldsproben und zahlreichen Stolperfallen für Aktienanleger – typisch für den reifen Bullenmarkt. Eine kritische Grundhaltung ist immer noch vorherrschend, das Wechselspiel zwischen Skepsis und Optimismus weiterhin bezeichnend für die allgemeine Stimmungslage. Der unmittelbare Einfluss auf die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer ist dabei offensichtlich: Je nach Kursentwicklung werden jegliche Prognosen schnell an die neue Realität angepasst. Runter = Angst, hoch = Hoffnung! Kurse machen Meinungen!
Nachhaltigkeit erzeugen
Aktienmärkte sind im Vergleich zu anderen Anlageklassen von einer erhöhten Dynamik geprägt. Wer seine Marktmeinung also ständig an die Kursentwicklung in der Realität koppelt und sich vom gezeichneten Stimmungsbild der Medien beeinflussen lässt, der muss bereit sein, mehrfach und abrupt umzuschwenken. Daraus wird bereits klar ersichtlich: Es ist nicht empfehlenswert, die Anlagestrategie von der eigenen Marktmeinung abhängig zu machen.
Denn am Ende wird der nachhaltige Anlageerfolg nicht durch Wankelmütigkeit, sondern durch strategische Investmententscheidungen erreicht. Diese berücksichtigen den gesamten Anlagehorizont, die Renditeerwartung und die Schwankungsverträglichkeit. Anleger, die ihre aktuelle Marktmeinung als Basis für jegliche Investmententscheidungen heranziehen, erzeugen oftmals nicht die benötigte Nachhaltigkeit. Das Gefühl, „für den Moment“ gut aufgestellt zu sein, wird in den Mittelpunkt gerückt. Eine Strategie, die im übergeordneten Bild eher kontraproduktiv für den Anlageerfolg ist.
Schlechtes Gefühl, gute Rendite
Der laufende globale Bullenmarkt enthält unzählige Korrekturen, zähe Seitwärtsphasen, regionale Bärenmärkte und zahlreiche dynamische Aufwärtsphasen, die trotz allem für ein ansehnliches Gesamtergebnis gesorgt haben. Das „gute Gefühl“ war dabei im gesamten Zeitraum stets ein schlechter Ratgeber für strategische Investmententscheidungen. Je schlechter dagegen das Gefühl, desto größer die Chancen: Die besten Einstiegschancen werden im Nachhinein in der Eurokrise 2011 gesehen, aber auch direkt im Anschluss an den „Black Monday“ im August 2015 oder den Brexit im Juni 2016.
Sollte die Markterholung fortgesetzt werden, wird schon bald wieder die Frage nach dem verbliebenen Potential auftauchen. Fundamentale Stärke, immer wieder miese Stimmung, misstrauische Blicke bei Aufwärtsbewegungen – weiterhin das ideale Umfeld für nachhaltigen Wertzuwachs.
Fazit
Die eigene Marktmeinung ist ein schlechter Ratgeber: Kurzfristig orientiert und leicht beeinflussbar, schnell drehende Märkte verursachen plötzliche Stimmungswechsel. Die Voraussetzungen für langfristig erfolgreiche Investments werden durch Emotionslosigkeit, Geduld und faktenbasierte strategische Entscheidungen getroffen. In der folgenden Grafik und Tabelle sehen Sie den Verlauf einer 80% igen Aktienfonds-Strategie seit 2010 mit ¼ jährlichen Rebalancing. Auffällig sind die deutlich niedrigeren Schwankungen im Vergleich zu einem reinen Aktienindex.
Mit freundlichen Grüßen
Tilmann Speck
Quellen: Gruener & Fisher, Finanzinvest, Plan F